Trotz
seiner zahlreichen guten Eigenschaften und vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten
hat das Holz der Vogelbeere bislang nur örtliche Bedeutung. Zufällig
anfallende Stämme werden üblicherweise freihändig an ortsansässige Handwerksbetriebe
verkauft, oder sie werden selbst bei besserer Qualität als Brennholz
verwendet.
Wenn im folgenden Verwendungsbereiche genannt werden, für die sich die Vogelbeere besonders anbietet, ist zu berücksichtigen, daß auch in näherer Zukunft kaum in größerer Menge Stämme höherer Stärkeklassen mit Durchmessern über 30 cm anfallen werden, da wie einleitend ausgeführt - die Vogelbeere in der forstlichen Praxis bislang keine Rolle spielte. In früheren Zeiten war die Vogelbeere aufgrund ihrer hohen Zähigkeit und guten Festigkeits- und Elastizitätseigenschaften als Wagnerholz sehr geschätzt und fand in diesem Bereich ihre Hauptverwendung. Aber ebenso war sie bei Drechslern, Holzschnitzern und Tischlern sehr beliebt. Desweiteren bediente sich der Büchsenmacher der Vogelbeere, wie auch Fässer speziell für Obstbranntweine gerne aus ihr hergestellt wurden. Auch gehörte sie zu den Holzarten, die bei der Herstellung von Weberschiffchen Berücksichtigung fanden, ohne allerdings, wie zuweilen behauptet, für diesen Zweck allen anderen Holzarten vorgezogen worden zu sein. Hier war zweifellos der Buchsbaum am gefragtesten. Zu den weiteren Verwendungsbereichen gehörten unter anderem Holzräder, Radkämme, Modelle und Formen, Löffel, Teller und Holzschrauben. Zu erwähnen ist schließlich noch, daß aus Vogelbeerholz gerne Werkzeugstiele gefertigt wurden.
Im industriellen Bereich können Schwachholzsortimente und stark fehlerhafte Stammabschnitte als Beimischung zu den Hauptholzarten Kiefer, Fichte und Buche für die Herstellung von Spanplatten und Faserplatten eingesetzt werden. Die gute Eignung der Vogelbeere für Sperrholz ist seit langem erwiesen, doch schließt ihr nur sporadischer Anfall einen dies- bezüglichen Einsatz aus. Ferner besitzt sie gute Eigenschaften für die Erzeugung von Halbzellstoff und Zellstoff. Eine sehr viel größere Bedeutung als das Holz besitzen die Früchte der Vogelbeere. Aus ihren Extrakten werden in der Naturheilkunde Mittel gegen Husten und Heiserkeit, Harn- beschwerden, mangelnde Nierentätigkeit, Gicht und Rheumatismus gewonnen. Auch als Abführmittel finden sie Anwendung. Früher wurde auch der Zuckeraustauschstoff Sorbit für Diabetiker aus den Früchten gewonnen. Eine Besonderheit stellen verschiedene süße Sorten wie die Süße Eberesche oder Edeleberesche (Sorbus aucuparia var. moravica Zengerling) sowie S. aucuparia var. rossica Späth- Koehne dar. Ihre sehr vitaminreichen Früchte werden unter anderem zu Gelee, Marmelade, Fruchtmark, Kompott, Rosinen und Obstbranntwein verarbeitet. In Notzeiten hat man sogar einen Kaffee-Ersatz aus ihnen hergestellt. Auch die Früchte der Wildform lassen sich diesbezüglich nutzen, sind aber weniger wertvoll und bedürfen einer besonderen Aufbereitung, da sie den Bitterstoff Parasorbinsäure enthalten. In den Früchten der Edel-Ebereschen ist dieser Stoff dagegen nicht vorhanden. |