Ebenso
wie im Aussehen unter- scheidet sich das Holz der Tanne auch in seinen
Werkstoffeigenschaften nur wenig von dem der Fichte. Allerdings besitzt
je- de der beiden Holzarten spezifische Eigenschaften, die sie jeweils
für bestimmte Verwendungszwecke besonders geeignet erscheinen lassen.
So erklärt sich die allgemeine Bevorzugung der Fichte z. B. für
Bau- und Möbelschreinerarbeiten in ihrer ansprechenderen Farbtönung
und ihrer durchschnittlich besseren Bearbeitbarkeit. Tannenholz ist
etwas spröder und filziger. Auch hat es zumeist mehr und stärkere
Äste, die zu- dem härter als die der Fichte sind. Andererseits
wird Tannenholz für solche Verwendungszwecke vorgezogen, bei denen
der Harzgehalt der Fichte störend wirkt
oder denen eine hohe Beständigkeit gegen Säuren und Alkalien
gewünscht wird. Werden Tanne und Fichte ge- einsam verarbeitet,
sind deren Unterschiede im Trocknungsverhalten und in der Tränkbarkeit
zu beachten. Frisches Tannenholz besitzt eine höhere Holzfeuchte
als Fichte, so daß zum Erreichen derselben Endfeuchten die beiden
Holzarten getrennt zu trocknen sind. Ebenso ist die Imprägnierung
getrennt vorzunehmen, da Tanne eine deutlich höhere Flüssigkeitsaufnahme
als Fichte aufweist.
Tannenholz läßt sich rasch und gut trocknen, da es kaum zum Werfen und Reißen neigt. Auch wenn - wie bereits erwähnt - Tanne sich allgemein weniger gut als Fichte bearbeiten läßt, so ist dennoch die Bearbeitung mit allen Werkzeugen sowohl von Hand als auch mit Maschinen gut durchzuführen. Das Holz ist leicht gerade und lang zu spalten. Ferner läßt es sich gut nageln, schrauben und problemlos verleimen. Die Oberflächenbehandlung wirft ebenfalls keine Probleme auf und kann mit allen handelsüblichen Mitteln vorgenommen werden. Gegenüber Alkalien und Säuren ist Tanne bemerkenswert beständig.
Anmerkungen: Da mit der Erkrankung der Tannen immer eine pathologische Naßkernentwicklung einhergeht (s. o.), liegen im Holz aus erkrankten Bäumen hohe Anfangsfeuchten vor. Hierdurch verlängern sich die Trocknungszeiten, was z. B. eine gemeinsame Kammertrocknung von Tanne und Fichte ausschließt (s. o.). Zudem hat sich gezeigt, daß lufttrockenes Naßkernholz eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme zeigt, was u. U. bei der Imprägnierung, Oberflächenbehandlung und Verleirnung zu berücksichtigen ist. Die dunklere Färbung des frischen Naßkerns bleicht beim Trocknen weitgehend aus, so daß sie die Verwendung kaum beeinträchtigt. |