Das
Holz des Speierlings wird wegen seines rnengenmäßig unbedeutenden Anfalls
kaum einmal als eigenes Sortiment gehandelt und wird - wenn nicht freihändig
ortsansässigen Handwerkern angeboten und verkauft - der Eisbeere zugeschlagen,
so daß er sich später als Furnier oder Schnittholz zwischen Eisbeere
und Birnbaum als "Schweizer Birnbaum" verliert.
Gedämpft nimmt der Speierling einen roten
bis rotbraunen Farbton an. |
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Speierling wegen seiner großen
Härte, Zähigkeit und Spaltfestigkeit ein sehr gefragtes und hochbezahltes
Spezialholz für technische Verwendungszwecke und im Maschinenbau, bevor
im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung das Holz als Werkstoff
aus diesem Bereich verdrängt wurde. Verwendet wurde Speierling unter
anderem für Schrauben und Gewindespindeln der Wein- pressen, für Zahnradkämme
und Wellen der Mahlwerke im Mühlenbau wie auch sonst allgemein für Zahnräder;
ferner für Zapfenlager, Rollen von Flaschenzügen, Mangelrollen und Tapetendruckrollen.
Als Ersatz für Buchsbaum wurde er für die besonders stark beanspruchten
Teile der Webstühle gesucht. Auch als Wagnerholz war der Speierling
sehr geschätzt. Zu den weiteren historischen Vorwendungsbereichen gehörten
zudem Holzschrauben, Kegel und Kegelkugeln, Billardstöcke und -kugeln,
Werkzeuge wie Winkelmeßwerkzeuge, Anreißwerkzeuge und Lineale, Gewehrschäfte
und Pistolengriffe sowie Faßdauben für Obstbranntweinfässer.
Mikroquerschnitt im Maßstab - 15:1 |
Die heutzutage wenigen anfallenden Stämme, bei denen es sich entweder
um absterbende Altspeierlinge oder um Bäume handelt, die Baumaßnahmen,
weichen mußten, werden bei guter Qualität zu Furnieren, oder zu Schnittholz
aufgearbeitet. Sowohl als Furnier als auch als Massivholz wird Speierling
vor allem von Kunsttischlern zur Anfertigung anspruchsvoller Einzel-
möbel gesucht. Gerne verwenden ihn auch Drechsler und Holzschnitzer,
sobald ihnen eine Bezugsquelle bekannt wird.
Zu den wegen der Knappheit des Holzes äußerst seiten gewordenen regelmäßigen
Spezialanwendungen gehört im Musikinstrumentenbau die Anfertigung von
Dudelsackpfeifen. In Frankreich werden noch immer - wenn auch in kleiner
Anzahl - Hobel aus Speierlingsholz gefertigt und ihre Exklusivität mit
dem Stempel "veritable cormier" (französischer Name für "Echter Speierling")
herausgestellt.
Splint- und Kernholz des Speierlings |
Außerhalb des Waldes wird der Speierling vornehmlich wegen seiner Früchte
angepflanzt. Der Saft der gerbstoffhaltigen Früchte ist nämlich eine
wichtige Beigabe zum Apfelwein. Der Speierlingssaft klärt diesen, gibt
ihm eine bessere Haltbarkeit und verleiht ihm seinen typischen herben
Geschmack. Auch liefern die Früchte einen begehrten Obstier, wie z.
B. den "Sorbette" aus dem Elsaß. In der Volksheilkunde wurden die Früchte
früher gegen Erbrechen, Durchfall und gegen die Ruhr eingesetzt.