Die
Edelkastanie liefert ein ziemlich hartes, dichtes Holz. Mit einer mittleren,
auf 12 bis 15 % Holzfeuchte bezogenen Roh- dichte zwischen 0,57 und
0,66 g/em (die Literaturangaben weichen diesbezüglich stärker voneinander
ab) ist das Holz als mittelschwer oder auch schon als schwer einzustufen.
Es besitzt recht gute Festigkeits- und Elastizitätseigenschaften. Im
Vergleich mit Eiche ergeben sich jedoch mit Ausnahme der Zugfestigkeit
niedrigere Werte für die mittleren Bruchfestigkeiten wie auch für den
Elasti- zitätsmodul, da auch die Rohdichte gegenüber der Eiche (0,69
g/cml) geringer ist.
In den Alpenländern einschließlich Deutschland gehört die Edelkastanie wegen ihrer hohen natürlichen Dauerhaftigkeit seit langem zu den bevorzugten Holzarten im Lawinenverbau. Auch ohne "Nachhilfe" durch einen vorbeugenden chemischen Holzschutz werden Standzeiten bis zu 50 Jahren erreicht. Bezüglich ihres Schwindverhaltens kann die Edelkastanie allgemein als günstig beurteilt werden, da sie nicht besonders stark schwindet. Insbesondere weist sie nach dem Trocknen wegen des verhältnismäßig kleinen Unterschieds zwischen dem radialen und tangentialen Schwindmaß ein gutes Stehvermögen auf. Zu den besonderen Vorzügen der Edelkastanie gehört, daß ihr Kernholz der Witterung ausgesetzt von ausgesprochen guter Dauerhaftigkeit ist. Ebenso garantiert es bei Erdkontakt eine lange Gebrauchsdalier, und unter Wasser zählt die Edelkastanie zu den dauerhaftesten einheimischen Holzarten überhaupt. Das Splintholz ist dagegen schnell vergänglich, so daß es im Außenbereich in Abhängigkeit vorn jeweiligen Verwendungsbereich gegebenenfalls nicht mitverarbeitet werden sollte, z. B. wenn durch die eintretende Fäulnis der optische Eindruck beeinträchtigt wird. Beim Schnittholz stellt sich dieses Problem kaum, da der nur schmale Splint beim Besäumen ohne nennenswerten Schnittverlust mitentfernt werden kann. Die Trocknung ist nicht ganz frei von Problemen: So trocknet Edelkastanie nicht nur langsam, sondern sie neigt auch stärker zum Reißen und Verwerfen. Auch besteht eine Tendenz zum Zellkollaps, ohne daß sich dieser durch Dämpfen oder Kochen befriedigend rekonditionieren läßt. Die Trocknung bedarf somit größter Sorgfalt, um zufrieden- stellende Ergebnisse zu erzielen. Es empfiehlt sich, zunächst eine Lufttrocknung vorzunehmen und anschließend das lufttrockene Holz in der Trockenkammer auf die gewünschte Gebrauchsfeuchte nachzutrocknen. Das Holz ist sowohl manuell als auch maschinell mit allen Werkzeugen ohne besondere Schwierigkeiten zu bearbeiten. Es läßt sich gut sägen, profilieren und bohren wie auch sauber hobeln und schleifen. Die gute Bearbeitbarkeit zeigt sich insbesondere auch beim Drechseln und Schnitzen. Ebenso läßt sich Edelkastanie ohne Probleme messern. Ihre leichte Spaltbarkeit ist bekannt und wird z. B. bei der Herstellung von Faßdauben ausgenützt. Nagel- und Schraubenverbindungen halten gut. Zu beachten ist jedoch, daß das Holz leicht aufspaltet. Deshalb sollten Holzteile nicht direkt an ihren Enden, sondern erst in einem Abstand von ca. 10 cm genagelt werden. Für Schraubenverbindungen empfiehlt sich generell vorzubohren. Auch sollten Edelmetallschrauben (V2A oder V4A) verwendet werden, da Edelkastanie auf Eisenmetalle korrosiv wirkt (s. u.). Die Verleimung ist ohne jede Einschränkung möglich.
Aufgrund ihres hohen Gerbstoffgehaltes (s. u.) wirkt Edelkastanie in Verbindung mit Feuchte auf Eisenmetalle stärker korrodierend. Umgekehrt erzeugen diese als Folge der Eisen-Gerbstoff-Reaktion dunkle, blaugraue bis schwarze Verfärbungen am Holz. Sind diese Flecken oberflächlich (wie sie z. B. beim Sägen, Fräsen oder Hobeln auf- treten können), lassen sie sich mit einer 7 %igen Kleesalzlösung (erhältlich in Drogerien und Apotheken) entfernen. Zu berücksichtigen ist ferner, daß bei Kontakt mit Regenwasser oder Schnee fleckenbildende Gerbstoffe austreten können. Ansonsten ist Edelkastanie nicht als chemisch sehr reaktiv bekannt. |